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Hataraku Maou-sama! - The Devil is a Part-Timer!

Lange, lange habe ich gesucht nach der ersten Serie, die das Schicksal der Review auf diesem Blog ereilen soll. Nach etlichen Überlegungen und noch sehr viel mehr Stunden des wahnwitzigen Anime-Konsums, ist die Wahl nun auf Hataraku Maou-sama gefallen. Kein Deathnote, kein Cowboy Bebop - nein, eine unauffällige, kleine Comdeyserie. Vielleicht gar kein so schlechter Einstieg.

Wenn der Satan Burger brät

Abendessen der Charaktere
Die Hauptcharaktere von Hataraku Maou-sama in der teuflischen Bruchbude

Geschichten, die den Teufel, alias Satan, zum Protagonisten haben, erfreuen sich einer langen Tradition im komödiantischen Bereich. Fast könnte man meinen, dem Grundmotiv müsse angesichts dessen allmählich die Puste ausgehen - fast. Denn soviel sei vorweggenommen: Dieser Anime beweist uns das Gegenteil.

 

In Kürze: Knapp vor Ende einer gewaltigen Schlacht zwischen den Mächten des Guten (angeführt von der Heldin Emilia) und des Bösen (angeführt von Satan) zieht sich Letzterer, gemeinsam mit seinem Dämonengeneral Alsiel, durch ein Dimensionsportal zurück - das natürlich (Wer errät es? Genau!) in unsere Welt führt. Genauer gesagt (auch das keine Überraschung), ins moderne Tokyo. So weit, so bekannt eingeführt. Und das Magie und ähnliche Tricksereien im Japan des 21. Jahrhunderts gar nicht, oder zumindest nur in engen Grenzen funktionieren, dürfte auch klar sein. Kurzerhand also richten der Fürst der Finsternis - der gar nicht so finster ist - und sein absurd treuer Gefolgsmann sich ihr neues Hauptquartier in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung ein. Und während Satan das nötige Haushaltsgeld bei "McRonald's" als Burgerbrater verdient, taucht schließlich auch Emilia auf, um zur heldenhaftestens Call-Center-Mitarbeiterin der Geschichte zu werden...

 

Man merkt's: Die Story bedient sich recht zwanglos bei alten Mustern und versucht zum Glück erst gar nicht, wirklich plausibel zu sein. Vieles hängt somit, wie bei Comedy nicht unüblich, von den Charakteren ab. Wären diese nicht so geraten, wie sie es sind, wäre auch Hataraku Maou-sama nicht halb so lustig, wie es ist. In diesem Sinne: Story 6/10. Leicht über dem Durchschnitt ist die Serie mit ihrer "Fastfood-Idee" durchaus, aber mehr denn auch nicht.

Armee der Finsternis

Zugegeben, die Überschrift passt nicht wirklich auf das Charakterensemble der Serie. Gott sei Dank. Comedy dieser speziellen Sorte lebt vor Allem von ihrer interessanten Eigenart, bestimmte Charaktere in für sie völlig unangemessene Umgebungen zu platzieren - oder eben auch umgekehrt. Wie wunderbar dieses Prinzip im Einzelfall aufzugehen vermag, lässt sich bereits am Hauptcharakter zeigen.

Sadao Maou
Sadao Maou alias Satan

Sadao Maou ist Satans Name in dieser Welt, in der er sich so gar nicht als das zu erkennen gibt, was man allgemein vermuten würde. Nämlich: Bösartig, gerissen, vorausplanend oder gar brutal. Allenfalls eine gewisse Zielstrebigkeit könnte man unterstellen - beim Erreichen des Filialleiterstatus, wohlgemerkt. Satan mal so ganz anders, als man ihn sich vorstellt. Und was in der Hölle die reinste Katastrophe wäre, funktioniert in unserer Welt zu allem Überfluss auch noch (nun gut, in bestimmten Grenzen): Nicht selten sehen wir Sadao beim Comiclesen auf dem Boden liegend oder in betont gechillter Manier das knappe Abendessen verzehrend, während sich nur Einer ernsthaft Sorgen macht:

Shirou Ashiya
Shirou Ashiya alias Alsiel

Shirou Ashiya, oder auch Alsiel - einer der vier Dämonengeneräle. Genau an dieser Stelle entsteht die Charakter-Chemie, die Hataraku Maou-sama vor dem öden Durchschnitt rettet: Denn während Sadao konstant zu gelangweilt, zu entspannt, zu unbesorgt wirkt - vielleicht für einen Geringverdiener, dem eine Kämpferin im Nacken sitzt (gleich mehr dazu), in jedem Fall jedoch für den gestrandeten Höllenfürsten - wirkt Shirou in lustigster Weise konzentriert und untertänig, was sich fortwährend in seiner Sprache und seinem Benehmen niederschlägt. So übernimmt er das Vokabular und die steife "Herr-und-Meister"-Etikette der Dämonenwelt einfach mit in die unsere - unnötig zu sagen, dass dies oft völlig überzogen wirkt. Lustig aber ist es in jedem Fall. Werfen wir einen Blick auf die Heldin.

Emi Yusa
Emi Yusa alias Emilia Justina

Da nämlich hätten wir dann die genannte Kämpferin. Emilia Justina bzw., in unserer Welt, Emi Yusa, ist die Heldin, die es gibt, weil es ja eine Heldin geben muss... oder so ähnlich. Im Ernst: Wer die Serie in Erwartung einer großangelegten Hintergrund-Mythologie anschaut, wird definitiv enttäuscht werden. Gut kämpft gegen Böse. Schluss. Und selbst das Kämpfen muss oft genug dem Frittieren weichen, obwohl es durchaus auch gute Actionszenen inklusive Magieeinlage gibt. Zurück zur Heldin: Wiederum wenig überraschend, ist sie die perfekte Lehrbuch-Tsundere - zum Glück die sympathische Ausprägung, nicht die nervige. By the way ein Umstand, den man nahezu allen Charakteren zugute halten kann. Und seien wir ehrlich: Natürlich, die Tsundere ist abgenutzt wie nichts sonst im Anime-Sektor. Aber hätte sich bei diesem Setting im Rahmen einer Comedyserie wirklich etwas Anderes angeboten? Ich spare mir mal die Antwort. Natürlich ordnet sich die Serie somit auch gleich selbst auf der Anspruchsskala unter "leichte Unterhaltung" ein, denn mehr kann und will sie unmöglich sein. Ein rascher Blick auf die verbleibenden Charaktere, ehe sich diese Unterhaltung der Wertung stellen muss.

Chiho Sasaki
Chiho Sasaki

Wenn eine Tsundere im Boot sitzt, wer sitzt dann auf jeden Fall auch mit drin? Richtig, eine Konkurrentin! Wobei Hataraku Maou-sama das Konzept genial umdreht: Chiho Sasaki, Schülerin und als dauerhafte Aushilfskraft Sadaos Kollegin, ist hier diejenige, die - zunächst unwissend um dessen wahre Identität - sich verliebt und somit in Emi ihre Konkurrenz sieht. Als Zuschauer kann man das nachvollziehen, denn die Heldin und der Fürst der Hölle geben ein hübsches Paar ab, während und weil sie genau das nicht wollen. Die Serie schafft es tatsächlich, die altbekannte Tsundere-Dreiecksbeziehung auf eine natürlich nicht neue, aber doch erfrischende und definitiv sehenswerte Art in Szene zu setzen. Nicht zuletzt deshalb, weil Chiho auch nicht nur das typisch naive Dummchen ist, das man an dieser Stelle klassischerweise erwarten würde - ein wenig, aber eben nicht vollkommen. 

Hanzou Urushihara
Hanzou Urushihara alias Lucifer

Der Rest ist schnell erklärt. Im weiteren Verlauf der Serie tauchen mehrere Gegner aus der Dämonenwelt auf und versuchen, Satan und Alsiel mittels ihrer noch verfügbaren Magie zu besiegen. Diese lässt sich nur durch die Angst der Menschen aufladen - ein Ziel, das Sadao nicht länger verfolgt, ergo jedoch hat er auch nahezu keine Magie mehr. Auch Personen von der Seite des "Guten" finden ihren weg durch das Portal bzw. waren schon auf halbem Wege mitgekommen und reisen nun endlich nach. Immer wieder wird in Rückblenden und sonstigen Cuts auf die Vorgänge in der magischen Welt sowie auch etwa auf Emis Vorgeschichte eingegangen. Etwa ab der Hälfte der Serie haben wir es  z.B. mit Lucifer, einem anderen der vier Generäle Satans, zu tun, der hier in handwerklich solider, aber nicht innovativer Form die noch offene Position des Computer- und Gaming-Nerds ausfüllt. Dennoch sorgen seine oft erst im Nachhinein erkennbaren Aktionen für einige Lacher.

Suzuno Kamazuki
Suzuno Kamazuki

Suzuno Kamazuki ist vermutlich der Charakter, mit dem warm zu werden sich am Schwierigsten gestaltet. Sie wirkt einerseits in sich gekehrt, desorientiert und autistisch (richtig, die Dandere ist ja der zweithäufigste Typus). Andererseits hat sie eine unverkennbar brutale Ader und kann regelrecht zur Furie werden - in der schlimmstdenkbaren Gestalt. In Sachen Technik bildet sie gewisserweise das logische Gegenstück zu Lucifer, indem sie, knapp gesagt, diesbezüglich rein gar nichts auf die Reihe bekommt. Darin in Kombination mit ihrer aufdringlich altbackenen Erscheinung - sie läuft stets im Kimono rum -  liegt dann auch ihr humoristischer Wert, der durchaus seine Momente hat. Nette Idee, zugegeben.

Fazit

Seien wir ehrlich: Hataraku Maou-sama! ist kein innovativer Weitwurf und will es auch gar nicht sein. Und das kommt auch nicht unerwartet. Wer die kleine Serie ins Auge fasst, erhält das Versprechen auf viereinhalb Stunden solider Comedy nach altbewährtem Rezept - und genau das bekommt er oder sie auch. Das Erwähnenswerteste bleibt somit das, was schon im Titel steht: Die durchaus gewissermaßen neue, wenn natürlich auch haltlos alberne Handlungsprämisse. Aber hey - Versprechen gegeben, Versprechen eingelöst. Was will man mehr? Und auch die restlichen Zutaten sind zwar bekannt, aber durchaus gut gewählt und verrührt. Damit ist die Serie zwar ganz sicher kein Must-Have-Seen, aber wer ein paar vergnügliche Stunden verbringen will und sich für diese Lösung entscheidet, macht alles richtig. 

Anzahl Episoden: 13

Genre: Comedy

Deutscher Publisher: Anime House

Erscheinungsdatum: 31.10.2014 bis 27.02.2015

FSK: Ab 12

Zum Besuch in der Hölle...
Zum Besuch in der Hölle...

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